Gertrude Beer-Gottesmann wurde am 13. Jänner 1896 als Tochter des Handelsangestellten und Kaufmannes Siegfried Beer (*1871/72 Iglau/Mähren) und der Elsa (*zirka 1873/74, gest. 19.12.1911 Wien), geborene Gross, geboren. Seit 1926 war sie mit dem Versicherungs-Konsulenten Josef Gottesmann (später: Goding) verheiratet und änderte ihren Namen auf Beer-Gottesmann.
Beer besuchte zwischen 1911 und 1915 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und arbeitete seit 6. September 1916 als gewerbebehördlich angemeldete Fotografien (Portrait- Tanz- und Theaterfotografie) an ihrer elterlichen Wohnadresse in Wien 1. Rudolfs-Platz 6/4/14, wo sie ihr „Atelier Gertrud“ einrichtete. 1917 trat sie als Mitglied in die Photographische Gesellschaft in Wien ein und nahm 1917 und 1922 an Ausstellungen der Gesellschaft teil. Ihre fotografischen Arbeiten publizierte sie in illustrierten Zeitungen und Zeitschriften wie dem „Wiener Salonblatt“, „Moderne Welt“, „Das interessante Blatt“, „Sport und Salon“, „Der Tag“ und „Wiener Bilder“. Sie lebte 1938 mit ihrem Ehemann in Wien 1. Rudolfs-Platz 6/4/14.

Gertrude Beer-Gottesmann war wie ihr Ehemann jüdischer Herkunft und der NS-Verfolgung ausgesetzt. Ihr Gewerbeschein wurde ihr durch die „Arisierungskommission“ der Wiener Fotografen-Innung entzogen und das Atelier am 31. März 1939 gewerbebehördlich gelöscht und liquidiert, sowie ihr bewegliches Privatvermögen von der Gestapo beschlagnahmt.
Sie flüchtete mit ihren Ehemann nach Australien, wo sie in Melbourne, 47 Cawkwell Street, Malvern lebten. Beide meldeten nach dem Krieg ihr entzogenes Privatvermögen beim Bundesministerium für Finanzen an. Über ihren weiteren Lebensweg konnte nichts eruiert werden.
Quellen:
Archiv der WKÖ, Gewerbeakt Beer Gertrude.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV, Bez.: 1, Zl. 969, Gottesmann Gertrude/Josef.
Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1896, Beer Gertrude.
Zeitungen und Zeitschriften:
Photographische Correspondenz, Nr. 677, 1917, S. 73
Der deutsch-österreichische Photograph, H. 5, 1922, S. 5.
Allgemeine photographische Zeitung, H. 9, 1938, S. 158 (Gewerbelöschung).
Literatur:
Vienna‘s Shooting Girls. Jüdische Fotografinnen aus Wien, hrsg. von Andrea Winkelbauer und Iris Meder, (= Ausstellungs-Katalog Jüdisches Museum Wien), Wien 2012, S. 196-197.
(Das Projekt wird gefördert vom Zukunftsfonds der Republik Österreich).
Text, copyright: Walter Mentzel
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